Replikationsmethode: Vermeide Fehler und schütze dein Geld

Replikationsmethode: Vermeide Fehler und schütze dein Geld

„Too big to fail“ prahlten sie.

2008 verstummten ihre Rufe.

Denn die Finanzkrise marschierte ein und hinterließ eine gebrochene Bankenwelt, die „rettet uns“ piepste. Die US-Regierung vergab Gelder für die drei größten US-Banken. Nur die Vierte stierte in einen leeren Geldbeutel.

Lehman Brothers ging insolvent.

14 Prozessjahre. Kosten über 424 Millionen US-Dollar. 75 Milliarden US-Dollar Schaden. Viele kleine Anleger und andere Investoren haben Geld verloren.

Finanzkrisen gehören in unsere Welt wie Kaffee zum Kuchen. Du gehst mit den Banken Pleite, wenn du die Replikationsmethode ignorierst.

Was das ist und welche Methode du für langfristige sichere Investitionen wählst, erfährst du jetzt.

Mann, der sich die Haare rauft.

Was bedeutet Replikationsmethode?

Eine Replikationsmethode ist eine Vorgehensweise, wie ETFs den Index, auf dem sie basieren, präzise nachbauen. Jeder ETF visiert eine exakte Nachbildung seines zugrundeliegenden Index an. Somit ist die Replipkationsmethode ein wichtiges Detail bei der ETF Auswahl. Ein Beispiel.

Ein MSCI World-ETF rekonstruiert den Weltaktienindex.

Wichtig für dich.

Jeder ETF repliziert seinen Index anders.

Drei Replikationsmethoden haben sich etabliert.

  • Physisch vollständige Replikation

  • Physisch optimiertes Sampling

  • Synthetisch (unfunded Swap)

Welche Replikationsmethode genutzt wird, bestimmt darüber, in welche Unterthemen dein Geld investiert wird. Anders als beim Fondsmanager macht das in der ETF-Welt ein Computer für dich.

Physisch: Vollständige Replikation

Vollständige Replikation

Der ETF setzt sich genauso zusammen wie der Index. Ist im DAX-Index die Deutsche Telekom mit 6,3 %, Mercedes-Benz mit 4,5 % und BMW mit 3,5 % vertreten, sind diese Unternehmen mit den gleichen prozentualen Anteilen im ETF abgebildet.

Der ETF-Computer kauft mit deinem Geld physische Aktien (Titel) von Unternehmen im Einklang mit den prozentualen Anteilen, wie sie im Index zu finden sind.

Das heißt konkret?

Deine 2000 €, die du investierst, werden anteilig angelegt: 126 € in Deutsche Telekom, 90 € in Mercedes-Benz und 70 € in BMW.

Du investierst in Indices mit nur wenigen Unternehmen wie im DAX oder dem Dow Jones Industrial Average, dann wähle einen ETF mit der vollständigen Replikationsmethode.

Warum?

Weil in kleineren Indices weniger angepasst wird:

  • Ein Unternehmen raus, ein Neues rein

  • Prozentuale Gewichtung ändert sich

  • Aktien werden nachgekauft

Diese Anpassungen verursachen Transaktionskosten. Der ETF-Computer muss nachlegen. In dieser Zeit entstehen kurzfristig Abweichung zum Index (Tracking Differenz).

Je höher die Tracking Differenz ist, desto schlechter ist die ETF Performance. Die Tracking Differenz (Tracking Error) ist bei Indices mit wenigen Unternehmen geringsten.

Beinhaltet ein Index mehr als 1000 Unternehmen oder weist ein sehr kleines ETF-Volumen auf, sind die Kosten einer vollständigen Nachbildung des Index zu hoch und das optimierte Sampling ist vorzuziehen.

Was das ist verrate ich dir im nächsten Abschnitt.

Die Tabelle zeigt dir erstmal wie viele Unternehmen es in jedem Index gibt und welche Replikationsmehtode ich empfehle.

Index

Anzahl der Unternehmen

Replikationsmethode

DAX

40

vollständig

MDAX

50

vollständig

SDAX

70

vollständig

DOW Jones Ind. Average

30

vollständig

Euro Stoxx

50

vollständig

Nasdaq Composite

100

vollständig

S&P 500

500

vollständig

MSCI World

mehr als 1600

optimiert

MSCI World Emerging Markets

mehr als 1300

optimiert

Physisch: Optimiertes Sampling (optimierte Replikation)

Beim physisch optimierten Sampling kauft der ETF Computer Aktien. Genauso wie bei der vollständigen Replikation.

Der Unterschied?

Es wird nur in Aktien investiert, die den größten Einfluss auf die Gesamtperformance haben. Diese optimierte Auswahl ignoriert illiquide Unternehmen und Aktien mit geringer Gewichtung (beispielsweise kleiner als 0,01 %).

Dein ETF-Computer wird zusätzlich mit Computermodellen ausgestattet, um die ETF-Performance 1:1 nachzubilden.

Optimiertes Sampling

Der Vorteil gegenüber der vollständigen Replikation ist, dass weniger verschiedene Aktien gekauft werden und somit die Transaktionskosten niedriger sind. Das zeigt sich dann auch meistens in einer niedrigeren Gesamtkostenquote (TER) pro Jahr.

Der Nachteil ist, dass die Indexentwicklung nicht 100%ig getroffen wird und es zu einer erhöhten Tracking Differenz kommen kann.

Und was ist mit der Diversifikation?

Gute Frage.

Sorge dich nicht darum. Die Diversifikation bleibt bestehen. Denn meistens werden nur die ganz gering gewichteten Aktien weggelassen. Somit ergibt sich eine ausreichende Kapitalstreuung.

Für den MSCI World oder den MSCI World Emerging Markets eignet sich das optimierte Sampling.

Synthetisch: Unfunded Swap

Bei der syntetischen Replikationsmethode wird nicht der Index rekonstruiert, sondern nur die Indexrendite nachgebildet. Dafür wird ein Vertrag mit einem Partner, oft die Muttergesellschaft des ETF-Anbieters, eingegangen.

In der dritten Möglichkeit investiert der ETF-Anbieter nicht nur in Aktien, sondern auch in synthetische Produkte wie Optionen oder Derivate (intransparent für dich). Es ist nicht mehr das Ziel den Index abzubilden, sondern mit deinem Geld zu investieren und eine höhere Rendite als der Index zu erreichen.

Ist doch klasse, oder?

Ja, wäre es.

Wenn, du die Rendite erhalten würdest.

Aber die Rendite wandert zur Muttergesellschaft (Swap Partner) des ETF-Anbieters. Im Gegenzug sichert der Swap Partner den ETF-Anbieter in schlechten Zeiten ab.

Was heißt das?

Falls eine geringere Rendite erwirtschaftet wird, zahlt die Muttergesellschaft die Rendite, die der Index erlangt hat. Solange, bis sie Pleite ist (Kontrahentenrisiko).

Wie läuft das konkret ab?

Hier ein Beispiel.

Du kaufst Anteile eines synthetischen ETFs, der vom ETF Anbieter Db Xtrackers verwaltet wird. Dieser investiert mit deinem Geld in ein Trägerportfolio. Das kann Wertpapiere enthalten, die nicht Teil des Index sind. Das Trägerportfolio macht 12 %, welche zum Swap Partner, der Deutschen Bank, fließen. Der Index hat 10 % gemacht. Diese Indexrendite von 10 % werden an den ETF Anbieter gezahlt.

Die Indexrendite wird gezahlt, auch wenn das Trägerportfolio eine geringere Rendite als der Index erzielt. Der ETF Anbieter ist absichert, aber die Muttergesellschaft macht Miese. Weil der Swap Partner das Risiko trägt, bestimmt dieser, in welche Wertpapiere dein Geld angelegt wird.

Synthetische ETFs

Das schreit nach einem Geschäftsmodell für die Muttergesellschaft auf dem Rücken der ETF Investoren. Also dein Rücken ist hier zum Austragungsort erkoren.

Nicht umsonst hat die EU ein Gesetz definiert, welches das Kontrahentenrisiko, die Pleite eine der beiden Parteien, reduziert. Ausgeschlossen wird es dadurch nicht.

Fazit.

Finger weg von synthetischen unfunded Swap ETFs.

Nun kommts.

Alle sagen, dass Swaps perfekt sind, um in illiquide Schwellenländer, Nischenmärkte und -sektoren zu investieren.

Die Frage ist vielmehr.

Willst du wirklich in den Index von Vietnam investieren?

Nein.

Illiquide bleibt illiquide.

Sie sind anfällig für überproportionale Kursschwankungen. Das Risiko springt dir ins Gesicht.

Das ist dir egal?

Ok.

Dann investieren und achte auf folgendes:

  • Investiere mit einem kleineren Anteil deines Portfolios

  • Überprüfe regelmäßig

  • Habe eine Exitstrategie parat

Was ist mit gehypten Sektoren wie Biotechnologie?

Ja.

Investiere.

Aber mache unbedingt den Vergleich mit anderen ETFs und achte auf die Replikationsmethode (Nachbildung).

Beispielsweise gibt es auf den nordamerikanischen Biotechnologiesektor bei JustETF zwei ETFs mit nahezu identischen Stammdaten.

Mit dem kleinen Unterschied in der Replikationsmethode. Wähle auch hier die physische Replikationsmethode.

Vergleich ETF in Biotechnologie

Schluss

Investiere niemals langfristig in einen SWAP ETF.

Das Risiko ist zu hoch. Und es gibt mit physischen ETFs Alternativen.

Achte bei deiner ETF Auswahl auf diesen kleinen aber feinen Unterschied und dein Geld ist langfristig besser investiert.

Wenn du Interesse hast dein Risiko deiner ETF Investition noch weiter zu senken, empfehle ich dir meine S&P 500 ETF Strategie. Dort erreiche ich durch das wöchentliche Kontrollieren der Aktienindices einen vielfach geringeren Kapitalrückgang als bei einer konventionellen Buy and Hold Investition.

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